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Die Wildtiere
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Auf
dieser Seite finden sie Informationen über die
eingesiedelten Tierarten aus Europa |
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Angepaßt an den veränderten Jahreszeitenrhythmus:
Rudel weißer Damhirsche. |
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Das Gamswild |
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Die Felswände im
Parque Diana bieten dem Gamsrudel einen Biotop, indem es
sogleich heimisch wurde. |
Dr. Veit
Vogel über das Gamswild
Die Gemse, bei uns in Bayern »der Gams«, in der Mehrzahl
»die Gams« genannt, gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia),
Ordnung Paarhufer (Artiodactyla). Bis in unsere Zeit wurde
sie als Antilopenart bezeichnet, nach neuerer Auffassung
(Amon) entstammt sie der Unterfamilie der Böcke (Caprinae).
Der Gams lebt in unterschiedlichen Lokalformen auf
inselartig über Europa verteilten Räumen, kommt aber auch in
Kleinasien und im Kaukasus vor. Bei den Süddeutschen und
Österreichern gilt der Gams als das beliebteste Heimatwild.
Heute findet man Gams ausschließlich im Hochgebirge
unterhalb und oberhalb der Baumgrenze. Sie bevorzugen
Felshänge und schattige Krummholz- und Latschenfelder,
meiden jedoch geschlossene Kulturwaldungen. Der Gams ist im
Sommer fahl, im Winter schwarz gefärbt. Er ist stark und
gedrungen gebaut und findet als ausgezeichneter Kletterer
noch gute Lebensbedingungen an Steilhängen, wo kein anderes
Großwild und vor allem keinerlei Haustiere existieren
könnten.
Der Gams erreicht eine Körperhöhe zwischen 70 und 8o cm,
eine Körperlänge zwischen 9o und 11o cm; sein Gewicht
beträgt 18 bis 4o kg. Von allen seinen Sinnen ist der
Geruchssinn am ausgeprägtesten; der Gesichtssinn kann nur
als mäßig entwickelt bezeichnet werden. In der Aufnahme der
Nahrung ist der Gams nicht wählerisch - er äst im Sommer die
verschiedensten grünen, im Winter die trockenen Pflanzen,
besonders Flechten. Wasser braucht er wenig.
Hauptschmuck beider Geschlechter sind die sogenannten
Krucken oder »Krickeln«. Sie bestehen aus den Stirnzapfen,
die mit der Schädeldecke fest verwachsen sind, und dem
hörnernen Schlauch, der die Stirnzapfen überzieht. Die
Bock-Krucken sind stärker - besser gehackelt als die
Geiß-Krucken. Die Brunft beginnt in Europa Anfang November
und erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem 15. und 25.
November. Die Setzzeit ist Ende Mai bis Anfang Juni.
In den argentinischen Kordilleren gibt es weite, absolut
großwildleere Räume, die sich als ein durchaus artgemäßer
Biotop für Gams - und zwar ausschließlich für Gams -
geradezu anbieten. Das veranlaßte uns, die Gatter von PARQUE
DIANA zu einer Einbürgerung in Argentinien zu nutzen.
Versuche dieser Art wurden bereits früher unternommen. So
brachte man zum Beispiel im Jahre 1907 zwei ausgewählte
Böcke und sechs Geißen nach Neuseeland ins Gebiet der
dortigen Seealpen, rund um den Mt. Cook (3764 m). 1914 kamen
von zwei Geißen und einem Bock aus dem Schönbrunner
Tiergarten in Wien nur zwei Stück lebend in Neuseeland an.
Wenn auch die Einbürgerung von Gamswild von Zoologen wie
Amon oder Lindner als abwegig abgetan wird, weil diese jeder
Tierart nur jenen Lebensraum zubilligen, in dem sie
autochthon vorgekommen ist, so möge dies als
wissenschaftliche These hingenommen werden.
Für den Heger ergeben sich jedoch ganz andere
Gesichtspunkte, die eine Ausbürgerung von Wildarten
verständlich erscheinen lassen. So schreibt Dr. Werner Knaus
in seinem Buch »Das Gamswild« (S. 12): »Die Jäger gingen
sehr oft eigene Wege und brachten zum Leidwesen des
Forschers manchmal ein heilloses Durcheinander in einzelne
Wildarten. Man denke nur an die zahllosen Transferierungen,
Kreuzungs- und Blutauffrischungsversuche beim Rothirsch.
Aber schließlich betrachten wir heute den Fasan als
europäisches Wild, niemand möchte ihn missen, und die
Liebhabe des Mufflon- und des Damwildes kümmern sich sehr
wenig um seine Stammheimat.
Wie immer man sich zu diesem Problem auch stellt, so bleibt
es doch interessant, daß sich das Gamswild, wie wir noch
sehen werden, auf der südlichen Hemisphäre ausgezeichnet
entwickelte.« Leider stand unser erster Ausbürgerungsversuch
im März 1967 unter einem ungünstigen Stern, da von den vier
erworbenen Exemplaren zwei den Strapazen der fast
vierzigtägigen Überfahrt mit einem Klimawechsel von eisiger
Kälte im Kanal zu tropischer Hitze in Brasilien nicht
gewachsen waren. Nur zwei kamen lebend in Buenos Aires an,
doch auch diese waren so geschwächt, daß ein Gams während
der Veterinärquarantäne, der letzte bald nach seiner
Freilassung einging. Dagegen war ein weiterer Import über
den knapp eineinhalb Tage dauernden Luftweg im November 1967
- und damit gleichlaufend mit dem Beginn des Frühlings in
Argentinien erfolgreich.
Der Transport auf dem Luftweg war deshalb problematisch,
weil die modernen Übersee-Jet-Maschinen in Höhen von 8000 m
fliegen und die Tiere ebenso wie der Mensch der
Höhenkrankheit unterliegen, die in solchen Höhen absolut
tödlichen Ausgang zur Folge hat. Wir fanden schließlich eine
Fluggesellschaft, die eine Unterdruckkabine im Frachtraum
zur Verfügung hat, in welcher wir den Transport wagen
konnten.
Diesen Flug der insgesamt nur 14 Stunden von Frankfurt bis
Buenos Aires dauerte - überstanden die Tiere, um es
vorwegzunehmen, ausgezeichnet. In Weidenkörben wurden drei
Böcke, vier Geißen und ein Kitz aus Jugoslawien auf dem
Landweg nach München gebracht, dort im Tierpark Hellabrunn
nochmals gründlich untersucht und gegen Aphtosa geimpft und
anschließend in Frankfurt ins Flugzeug verladen. Bei der
Ankunft im Flughafen Ezeiza in Buenos Aires konnte ich bei
den Tieren, die ich auf ihrem Flug in die neue Heimat
begleitet habe, ein erstaunlich frisches und lebhaftes
Benehmen beobachten. Ein Bock hat dann allerdings auf der
Fahrt nach PARQUE DIANA das Korbgeflecht durchgebissen und
ist mit einem gewaltigen Satz vom Lkw aus in die Pampa
entkommen. Eine Geiß verunglückte gleich nach der
Freilassung. Die restlichen sechs im Geschlechterverhältnis
gleich - haben sich anscheinend gut akklimatisiert. Sie sind
äußerst lebendig und wurden gegen Ende des argentinischen
Sommers sehr feist. Inzwischen haben die beiden Geißen, die
bereits beschlagen waren, gesetzt. Die Setzzeit Anfang Juni
1968 fiel entsprechend der Klimaänderung in der südlichen
Halbkugel in die argentinische Winterperiode. Obwohl der
Winter in den Vorkordilleren fast ebenso wie in Bayern kalt
und schneereich ist, bemühen sich unsere betreuer das junge
Gamswild zu erhalten und zu schützen, soweit dies überhaupt
möglich sein wird. Für jede Einbürgerung von fremden
Wildarten jenseits des europäischen Lebensraumes muß man,
wenn irgend möglich, darauf hinzielen, unbeschlagene
weibliche Tiere zu übersiedeln. Das kann mit Sicherheit nur
dadurch erreicht werden, daß die geschlechtsreifen
weiblichen Tiere über die Setzzeit hinaus im europäischen
Gatter separiert werden. Die Brunft erfolgt nach der
Übersiedlung dann entsprechend der Jahreszeit in richtiger
Folge. Man fragt sich immer wieder, welche Einflüsse in der
Gesetzmäßigkeit des Brunftablaufes bestimmend sind, um eine
Auslösung der Brunft, den Jahreszeiten auf der südlichen
Erdhalbkugel entsprechend, zu bewirken. Erst in Jüngster
Zeit haben englische Forscher dieses Rätsel gelöst. H. Knaus
formuliert diese Ergebnisse in seinem Buch »Die Physiologie
der Zeugung des Menschen« Wien 1953, Wie folgt (S. 58): »Wie
ich bereits darauf hingewiesen habe, vermag bei einzelnen
Säugern das Licht über das Auge und das
Hypophysen-Zwischenhirnsystem auf die Funktion des Ovarium
einen beherrschenden Einfluß auszuüben. So werden die Stute,
das Frettchen, das Wiesel, der Nerz u. a. unter dem Reiz des
zunehmenden Lichtes in den Frühjahrsmonaten brünstig. Im
Gegensatz zu diesen Säugern, bei denen das Licht die
gonadotrope Funktion des Hypophysen-Zwischenhirnsystems
stimuliert, wirkt sich bei der Ziege, der Gemse, der
Hirschkuh und dem Schaf (Yeates) das abnehmende Licht
erregend auf das Sexualzentrum aus und verursacht so den
Eintritt der Brunst in den Herbstmonaten. Allein diese
Beispiele zeigen die Mannigfaltigkeit der Einflüsse, die
über das Hypophysen-Zwischenhirnsystem die Brunst auszulösen
vermögen und geben eine Vorstellung von der bewundernswerten
Differenzierung dieser Lebensvorgänge unter den
verschiedenen Säugern.«
Wir konnten diese Naturvorgänge beim Steinwild, MuffIon und
den Hirschtieren immer wieder beobachten, und bestätigen. So
hoffen wir, daß wir im nächsten Jahr auch von einer
Umstellung unseres Gamswildbestandes und einer gelungenen
Einbürgerung berichten können.
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Das Damwild |
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Rudel porzellanfarbenen Damwildes (Cervus dama dama Lime´) |
Professor
Kalman Graf Tisza über das Damwild
Aus seiner ursprünglichen Heimat um das Mittelmeer herum
wurde das Damwild schon seit Jahrhunderten durch den
Menschen über ganz Zentraleuropa, aber auch in Nord und
Südamerika, hier vornehmlich in Argentinien und Chile, sowie
in Neuseeland verbreitet.
Das Damwild bevorzugt Mischwälder und parkartige
Landschaften. Es eignet sich vortrefflich zur Gatterzucht,
sogar in verhältnismäßig kleinräumigen Gattern. Da es sich
dort, wo es vor Verfolgung sicher ist, am Tag weit mehr
bewegt als das Rotwild, ist es gut zu beobachten. Die
Färbung variiert sehr stark: Es gibt den besonders hellen
und stark gefleckten »Porzellandamhirsch«, aber auch
tiefschwarze, schneeweiße und wildfarbene Exemplare. Nach
Umwelt und Lokalrasse schwankt auch die Körpergröße
beträchtlich.
Die Geweih ist verhältnismäßig sehr groß und imposant und
bei ausgewachsenen Hirschen schaufelförmig. In
früheren Jahren nach Argentinien exportierte Hirsche
scheinen aus besonders schwachen Stämmen gewesen zu sein,
denn die heutigen Bestände liegen auch in der
Schaufelbildung erheblich unter dem Durchschnitt. Um
Möglichkeiten zur Verbesserung dieser Bestände zu schaffen,
wurden in PARQUE DIANA acht ausgesuchte Exemplare aus
weltberühmten Revieren seßhaft gemacht. Sie stammen aus
Gyulaj, dem einstigen Revier des Fürsten Esterhazy, und
ebenfalls aus Ungarn aus den häufig prämiierten Beständen
des Grafen Denes Almasy in Gyulavari, endlich aus der
weltbekannten Hochzucht des Tierparkes Hellabrunn.
Das mesopotamische Damwild mit der Urheimat in Persien und
Vorderasien galt allgemein schon als ausgestorben, doch
wurden auf einer von Georg von Opel organisierten Expedition
noch einige Exemplare ausgemacht und nach einer späteren
Expedition auch einige im Privatzoo von Herrn von Opel bei
Frankfurt eingebürgert. Aus dieser Zucht gelangten
inzwischen einige Hochkreuzungen mit europäischem Damwild,
die dem mesopotamischen Damwild schon absolut gleichen, in
verschiedene Zoologische Gärten. Der europäische Damhirsch
zeigt verhältnismäßig dünne runde Stangen, die in
Vollschaufeln von imposanter Größe auslaufen. Der
mesopotamische Damhirsch ist von bedeutend größerer
Körpermasse und schiebt ein Geweih, das bereits in den
Stangen sich schaufelartig verbreitert, dagegen besteht die
nur geringe Hauptschaufel fast nur aus Enden. Zucht und Hege
in PARQUE DIANA zielen darauf ab, die Rasse reinblütig zu
erhalten, aber durch eine Verkreuzung mit hervorragenden
Europäern eine speziell argentinische Hochzucht zu schaffen,
in welcher der stärkere Körperbau und die wuchtigen breiten
Stangen der mesopotamischen Rasse mit den großen Schaufeln
der europäischen Rassen kombiniert sind. Ähnliche
Kreuzungsversuche wurden bereits in Nordamerika mit Erfolg
unternommen. Das auch dort nur geringe Körpergewicht ist
bereits in der ersten Generation fast unglaubhaft
angestiegen. Ober die Entwicklung in der Geweihbildung läßt
sich noch nichts Endgültiges sagen.
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Das
Muffelwild |
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Mufflonbock (Oris musimon) in Parque Diana |
Heinz Heck
über das Muffelwild
Es ist der Initiative der Tierschützer zu verdanken, daß wir
über die Möglichkeiten, anpassungsfähige Tiere einzubürgern,
heute mehr Klarheit haben als vor wenigen Jahrzehnten und
daß wir wissen, welche Tierarten geeignet sind, unsere
Reviere und Gatter zusätzlich zu beleben. Dazu gehört das
Wildschaf, das Mufflon, das gerade in den letzten
Jahrzehnten ein besonderes Interesse der Jäger und
Gatterbesitzer gefunden hat, so daß der früher geringe
Bestand dieser Wildart im jetzigen Jahrzehnt eine Kopfzahl
von Tausenden erreicht hat.
Wildschafe gibt es von den Mittelmeerinseln Sardinien,
Korsika und Cypern an durch Kleinasien, Persien, Nordindien,
Innerasien bis nach Ostasien, Kamtschatka und dann in
Nordamerika von Alaska und Kanada, das Felsengebirge
entlang, bis Mexiko. Bei dieser weiten Verbreitung treten
natürlich in Größe und Farbe sehr unterschiedliche Formen
auf, aber man faßt sie jetzt alle als geographische Rassen
einer einzigen Tiergattung, des Wildschafes, auf. Alle sind
miteinander fruchtbar, und in manchen Gegenden des
Verbreitungsgebietes, wo der Zusammenhang noch nicht
unterbrochen ist, gehen die Unterarten langsam ineinander
über. Uns interessiert natürlich von allen Wildschafformen
besonders unser Mufflon. Es ist beheimatet auf Sardinien und
Korsika, woher die auf dem Festland eingebürgerten, heute
großen Mufflonbestände stammen, während auf den Heimatinseln
nur noch kleine, sehr bedenklich kleine Reste vorhanden
sind. Im Verhältnis zu den anderen Unterarten des
Wildschafes ist das Mufflon eine kleine Form. Es ist die
bunteste Unterart des Wildschafes, im Winter
schwärzlichdunkel, im Sommer braun gefärbt, mit weißem Bauch
und hellem Spiegel, wegen welcher Färbung am Ausgang des
Mittelalters der alte Geßner im ersten beschreibenden
Naturgeschichtewerk das Tier einfach den »Weiß-Arsch«
nannte. Die Böcke tragen beiderseitig im Winterkleid einen
mehr oder weniger großen weißen Fleck, den sogenannten
Sattel. Dieser Sattel ist auch bei den anderen
Wildschaf-Unterarten der westlichen Ausstrahlung vielfach
angedeutet und verliert sich erst bei den zentralasiatischen
Formen. Er ist also eine urtümliche Färbungseigenschaft, der
bei unserem Mufflon eine besonders starke Ausbildung
erfahren hat. Weiter hat der Bock im Winter eine prächtige,
ziemlich lange schwarze Mähne an der Vorderseite des Halses.
Das Gehörn, welches der Jäger die Schnecken nennt, ist in
der Mehrzahl der Fälle kreisförmig geschwungen, so daß die
Spitze wieder die Höhe der Augen erreicht oder noch länger
ist. Die Farbe variiert von hellerem bis dunklerem Braun.
Charakteristisch für unseren Mufflon ist, daß das Horn an
der Rückseite eine ziemlich scharfe Kante trägt, während
eine Vorderkante meist nicht ausgebildet, sondern das Horn
hier abgerundet ist. Diese Abrundung unterscheidet das
Mufflonhorn von dem Horn anderer Wildschafe und vom Horn des
Hausschafes. Das Mufflonhorn ist nicht glatt, sondern trägt
viele Rillen und Wülste, die mehr oder weniger breit, aber
schmal und fein besonders typisch für das Mufflon sind.
Natürlich muß man der Schnecke des Mufflons eine nicht
unerhebliche Variationsbreite zubilligen, wie wir sie ja
auch bei den Gehörnen der Antilopen, Steinböcke und Gamse
finden. Es gibt dicke und dünne, kurze und lange, sehr
weitgestellte und enge Schnecken. Es gibt solche, die den
Kreis nicht vollenden, und solche, deren Wachstum so stark
ist, daß sie zu einem zweiten Kreis ansetzen, ja, in
Einzelfällen ihn sogar vollenden. Mulonschnecken mit zwei
Kreisen sind wiederholt beobachtet worden. Sie wurden öfters
als ein Zeichen von Hausschafblut gewertet, aber man kann
nur feststellen, daß solche zweikreisigen Schnecken
gelegentlich auch bei anderen Unterarten des Wildschafes
auftreten, bei denen Hausschafblut ausgeschlossen ist, wie
zum Beispiel beim nordamerikanischen Dickhorn.
Wie bei den Geweihen der Hirscharten hat der Jäger eine
Vorliebe für eine besondere Form des Hauptschmuckes. Die
Schnecke soll eine gute Auslage haben, jedes Horn sich der
Kreisform nähern und möglichst lang und dick sein. Das ist
auch die Normalform der Art, aber man darf aus Abänderungen,
die sich durch die Variationsbreite ergeben, nicht ohne
weiteres darauf schließen, daß diese durch Hausschafblut
verursacht sind. In der Bewertung nach Punkten ist
festgelegt, welches Zuchtziel in der Form der Schnecke der
Heger im Auge haben soll. Das ist zu begrüßen, wenn
hierdurch auch eine Verengung der Gabel in der natürlichen
Variationsbreite bewirkt wird. Es sollte aber, außer auf
starke Schnecken, in hohem Maße auch darauf geachtet werden,
daß die arteigene Körpergröße, die Färbung und andere
Eigenschaften richtig weitergezüchtet werden, obgleich oder
gerade weil der Muffelbestand zur Zeit so außerordentlich
vermehrt wird.
Es muß dazu noch bemerkt werden, daß das Auftreten von
Hörnern bei den weiblichen Muffelschafen nicht als Anzeichen
von Hausschafblut gewertet werden kann, denn auch bei sicher
reinblütigen Mufflonstämmen treten, ebenso wie bei anderen
Wildschafen, gehörnte und ungehörnte Schafe auf. Der Jäger
liebt zwar die gehörnten Schafe nicht; wahrscheinlich, weil
diese Hörner meist keine schöne Form haben; es ist aber sehr
die Frage, ob es richtig ist, die gehörnten Schafe
auszumerzen, denn schließlich sind diese Hörner ein Zeichen
für eine starke Veranlagung zur Hornbildung in der Erbmasse.
Die Ansprüche, die das Muffelwild an seine Umgebung stellt,
sind sehr bescheiden. Es ist ein genügsames und sehr
anpassungsfähiges Wild. Die Erfahrung zeigt, daß es sowohl
im Gebirge als auch im Flachlande ausgezeichnet fortkommt.
Allerdings sind alle Schafe ursprünglich Bewohner ziemlich
trockener Gegenden. Allzu feuchte Reviere bereiten den
Mufflons Schwierigkeiten in der Verdauung und begünstigen
den Wurmbefall. Selbst bei unseren Hausschafen
berücksichtigen dies die Schäfer und vermeiden feuchte
Weiden. Man kann also sagen, eine gute Schafgegend ist auch
eine gute Muffelgegend. Die Mufflons lieben nicht das lange
Gras feuchter Wiesen, wie es für Rinder und Hirsche geeignet
ist, sondern gedeihen bei dem kurzen Gras der Sandböden und
Gebirgsalmen besonders gut.
Das Muffelwild ist eine sehr schnellebige Tierart. Die
Lämmer, welche gewöhnlich im April geboren werden, sollen im
Herbst erwachsen sein und werden Anfang November gedeckt, so
daß die Tiere bereits zum ersten Male lammen, wenn sie ein
Jahr alt sind. Vermehrung und Generationswechsel erfolgen
also sehr schnell. Daher entstehen bei der Einbürgerung mit
einem Anfang von nur zehn Tieren sehr bald große Rudel.
Muffelwild ist demnach ein außerordentlich dankbares Tier
für die Einbürgerung, zumal seine Hege nicht schwierig ist.
Man sollte nur grundsätzlich eines beachten: Wenn ein
Mufflonschaf das Lamm nach dem Setzen verliert, dann wird es
gleich wieder brunftig, es wird gedeckt und bringt im
gleichen Jahr ein spätes Lamm. Es kommt auch vor, daß Schafe
aus unbekannten Gründen erst in der Mitte des Winters
gedeckt werden und infolgedessen auch erst spät ihr Lamm
setzen. Diese späten Lämmer kommen in unseren harten Winter
und wachsen nie richtig aus. Daher sollte es eiserne Regel
sein, daß alle im Herbst zu kleinen Lämmer unbedingt
ausgeschaltet werden. Wenn man dann noch gute Zuchtböcke am
Leben läßt, so braucht man gar nichts mehr für die Hege zu
tun, um einen hervorragenden Muffelstamm im Revier zu haben.
Wie gesagt, Generationsfolge und Vermehrung sind beim
Muffelwild schnell, zumal nicht allzu selten Zwillinge
geboren werden; aber andererseits wird das Muffelwild nicht
so alt wie etwa Gams oder Steinböcke. Mit acht oder neun
Jahren sind die Tiere alt und ihre Zähne sind abgekaut. Das
Lebensalter entspricht ungefähr dem des Rehwildes. Bei alten
Böcken wachsen die Hörner zwar alljährlich noch etwas
weiter, wenn auch nicht viel. Das Hauptwachstum des Horns
muß in den ersten fünf Lebensjahren liegen. Da muß der
Abstand von Jahresring zu Jahresring groß sein.
Erfreulicherweise kann man ja beim Muffelwild, ebenso wie
beim Steinbock und dem Gams, das Lebensalter an den
Jahresringen des Hornes genau ablesen und auch leicht Böcke
mit zu geringem Zuwachs in den ersten Lebensjahren
ausschalten.
Aufbauend auf gute Hegeerfahrungen mit Muffelwild im
Stammgatter Schloß Fuschl wurden bereits im Jahre 1965 aus
deutschen Revieren stammende, reinblütige Mufflons auch in
PARQUE DIANA angesiedelt. Diese Einbürgerung in Argentinien
wurde bisher zu einem vollen Erfolg. Von fünfzehn
importierten Tieren ist der Bestand heute auf über siebzig
Tiere angewachsen, die einen gesunden, teilweise ganz
hervorragenden Schneckenwuchs zeigen.
Als Kuriosum verdient festgehalten zu werden, daß ein Muff
lonschaf bereits am Tage nach seiner Freilassung im PARQUE
DIANA - also unmittelbar nach einem Schiffstransport von
rund vier Wochen ein gesundes Lamm gesetzt hat. Darin
beweist sich die Robustheit und Zähigkeit der Mufflonschafe.
Ihre Einbürgerung bereichert die Fauna Argentiniens um ein
sehr schönes neues Wild.
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Das Steinwild
Alfred M.
Zoll über das Steinwild |
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Steinbock (Capra ibex) im Gatter von Schloss Fuschel vor der
überfahrt nach Argentinien |
Alfred M.
Zoll über das Steinwild
„Es scheuet
sein verwegnes Aug und fester Schenckel keine Grüffte, - er
fliegt mehr, als dass er springt, schnell über alle tiefen
Klüffte, wohin sich fast kein Vogel schwingt, -"
So bewundernd beschreibt vor mehr als zweihundert Jahren der
Kupferstecher Johann Elias Ridinger auf einem Blatt den
seiner Künstlerhand gar vortrefflich gelungenen
Alpensteinbock. Und um ein Weniges, dann besäßen wir heute
als Überlieferung dieses königlichen Wildes unserer Berge
nur noch zeitgenössische Darstellungen und Beschreibungen,
und auch derer nicht viele. Dummheit und Aberglauben hätten
fast zur völligen Ausrottung des Alpensteinbockes geführt.
Den Bezoarkugeln im Magen des Steinbockes wurden
wundertätige Heilkräfte zugeschrieben. Das Steinbockgehörn,
im Mörser zu Pulver zerstoßen, sollte Gift anzeigen. Die ,>Böhnlein"
genannte Losung hatte nach Ansicht des abergläubischen
Volkes der Alpentäler heilende Wirkung bei Magenkrankheiten,
und das Steinbockblut sollte gegen alle Gebrechen helfen. In
den Karawanken glaubte man, daß aus dem Blut des waldwunden
Steinbockes Rosen erblühen, deren Duft den Bock gesunden
ließ und unverwundbar machte.
Den gegen Ende des 15. Jahrhunderts schon fast
verschwundenen Alpensteinbock rettete ein Erlaß Kaiser
Maximilians 1. Von da an wurde der Alpensteinbock streng
geschont. Aber die kaiserliche Hege blieb umsonst. Mit dem
Aufkommen der Handbüchse begann eine sinnlose Vernichtung.
Ein zeitgenössischer Bericht darüber ist überliefert: „als
die handpuxen aufkummen sein, hat man angefangen, damit die
Steinpöck zu schießen, das durch die Pawrsleut (Bauersleute)
geschehn ist, die dann wo Sy über das Wiltpret kumen, kein
Maß halten, besonders Irer pawrnart (Bauernart) nach Ausöden,
so sein die Stainpöckh solche Thier, daß sie in den hohen
gepirgen scharf in die höchsten stainen wendt geen vnd
springen und steen still; vor den armbrusten waren Sy woll
sicher. Aber die pawren, die in den gebirgen steigen kunden,
Erreichen und schießen die Steinpöckh mit den Handtpuxen."
Als später Erzbischof Johann Ernst den Abschuß der letzten
Steinböcke veranlaßte, waren die Steinböcke auf der
Nordseite der Alpen verschwunden. In den südlichen Alpen
erging es dem Steinwild besser. Vor mehr als hundert Jahren,
1858, erließ der italienische König Victor Emanuel II.
strengste Jagdgesetze im Monte Rosagebiet und im Aostatal,
wo dann später das große Schutzgebiet „Gran Paradiso"
entstand. Das bedeutete eine Rettung des Steinbocks in
letzter Minute. Im „Gran Paradiso" befanden sich bis zum
Beginn des Zweiten Weltkrieges etwa 4000 Alpensteinböcke.
Heute leben dort noch über 1000 Tiere, die man sehr
zurückhaltend bejagt, wobei nur überalterte und kranke Tiere
abgeschossen werden. Ohnehin gehen ja durch Steinschlag und
Lawinen viele Tiere verloren. Von Italien aus unternahmen
bereits vor Jahrzehnten die Schweizer durch die „Peter- und
Paul-Wildparkgesellschaft St. Gallen" Einbürgerungsversuche
mit Steinwild auch in den Schweizer Alpen. Dieser Versuch
war so erfolgreich, daß man den heutigen Gesamtbestand an
Alpensteinböcken in der Schweiz auf 350o Tiere schätzt. Im
Jahre 1936 wurden auch Einbürgerungsversuche in den
bayerischen Alpen unternommen. Heinz Heck vom Münchner
Tierpark Hellabrunn und sein Bruder Lutz Heck vom Berliner
Zoo brachten Alpensteinböcke ins Berchtesgadener Gebiet. Der
Verfasser dieses Beitrages war dabei, als die
Alpensteinböcke im Gebiet der Röth, oberhalb des Königsees,
mit einer Materialbahn in die Bergwelt hineinfuhren. Mit
weiten Sätzen sprangen sie in das vorbereitete Gattergebiet.
Bei Kriegsende wurde das Gatter geöffnet, und die
bayerischen Steinböcke vereinigten sich mit einem Rudel im
Blühnbachtal. Seit einigen Jahren werden auch dank der
Initiative von Herrn Helmut Horten Alpensteinböcke aus der
Zucht des Münchner Tierparkes in jugoslawischen
Gebirgsgegenden erfolgreich angesiedelt. Der jüngste
Versuch, den Alpensteinböcken eine neue Heimat zu geben,
begann vor drei Jahren, als der MünchnerKaufmann Carl Adolf
Vogel auf seiner wildreichen Besitzung in Patagonien das
Wildschutzgebiet PARQUE DIANA gründete. Teils Zu Schiff,
teils im Flugzeug gelangten nahezu 200 Wildtiere von Europa
nach Argentinien, um dort in Patagonien angesiedelt zu
werden. Es waren nicht nur zur Blutauffrischung der
autochthonen Bestände bestimmte kapitale Rothirsche, sondern
auch Wisente, Gemsen, Rehe und Mufflons, die im PARQUE DIANA
neuen Lebensraum fanden. Besonders erfreulich ist es, daß
sich auch die dort ausgesetzten Alpensteinböcke überraschend
schnell in dem neuen Wildreservat eingewöhnt haben. Ihr
Bestand hat sich in drei Jahren verdoppelt, und die in
Argentinien gesetzten Steinkitze springen hurtig über Stock
und Stein, als wären sie und ihre Stammeseltern schon seit
Jahrhunderten jenseits des Äquators ansässig.
Der Alpensteinbock (Capra ibex ibex) ist der adeligste
Vertreter der Steinbockfamilie. Bei einer Körperlänge von
etwa anderthalb Metern, einer Schulterhöhe bis zu einem
Meter, erreicht der Alpensteinbock ein Gewicht bis zu
hundert Kilo. Die Böcke tragen einen auffallend starken
Kopfschmuck leicht gekrümmter Hörner, die bis zu einem Meter
lang und 15 Kilo schwer werden. Die Hörner haben wulstige,
kräftige Höcker, die in der Mitte des Hornes am stärksten
sind und nach oben zu allmählich abnehmen. Dreijährige Böcke
können schon acht Hornwülste, alte Böcke bis zu
vierundzwanzig Hornhöcker tragen. Aber weder die Hornhöcker
noch die nur schlecht abzugrenzenden Wachstumsringe lassen
einen so sicheren Schluß auf das Alter der Böcke zu wie etwa
beim Gamswild. Die weiblichen Tiere, die Steingeißen, tragen
nur schwache, ziegenähnliche Hörner, die mehr rund sind und
nicht den viereckigen Querschnitt der Bockhörner zeigen.
Die Behaarung des Steinwildes ist je nach der Jahreszeit
verschieden, im Sommer schütterer und lichter, im Winter
dichter und durch eine Unterwolle ein guter Kälteschutz. Die
Haarfarbe ist im Winter dunkelgrau, erdfarben, im Sommer
heller. Wie kein anderes Wildtier unserer Berge ist der
Steinbock befähigt, selbst sehr steile und schroffe Felsen
zu besteigen. Sicher, schnell und ausdauernd flüchtet er auf
schmalen Felsbändern, auf denen kein anderes Tier Halt
finden könnte. Auch an fast senkrechten Wänden, die vom Gams
gerade noch durchsprungen werden können, zieht das Steinwild
gemächlich dahin, als könne es sich mit den breit
spreizbaren Hufen förmlich an den Fels anhaften. Wie seine
anderen Ziegenverwandten hat der Steinbock ein
vortreffliches Gehör; sein Gesicht ist weitaus schärfer als
das vom Gams. Schon auf weite Distanz vermag das Steinwild
nahende Gefahren zu hören und zu sehen. Sobald der pfeifende
Warnlaut einer Steingeiß ertönt, flüchtet das Rudel, mit
bewundernswerter Sicherheit auch schwierigste Hindernisse
überwindend. Die Klettergewandtheit gestattet dem Steinwild,
in seiner Asung sehr wählerisch zu sein. Auf steilen Matten
und in hoher Bergeseinsamkeit suchen sich die Rudel meist
oberhalb der Baumgrenze die leckeren Alpenkräuter, Knospen,
Blätter und Zweigspitzen der Gebirgssträucher, Ginster,
Alpenrosen, Latschen, feine Gräser, im Winter aber auch
Gräser, Kräuter und Flechten. Die Paarungszeit fällt in den
Winter, in die Monate Dezember und Januar. Dabei kämpfen die
Böcke oft erbittert um die Geißen, sie steilen die Körper
auf und prallen mit Getöse mit den starken Gehörnen
zusammen. Im Frühsommer, im Juni, anfang Juli, werden die
Kitze, meist einzeln, gelegentlich auch als Zwillinge
gesetzt. Nach wenigen Stunden läuft das Kitz mit der Geiß
hurtig davon, um wieder Anschluß an das Rudel zu finden.
Dabei sind die nur Stunden alten Kitze bereits ebenso
klettersicher wie die erwachsenen Tiere.
Wie alle von Europa nach Argentinien gelangten Wildtiere
müssen sich auch die Steinböcke dem veränderten
Jahreszeitenrhythmus anpassen. Beim Rotwild gelang diese
Umstellung erstaunlich rasch. So brunftete zum Beispiel ein
Rothirsch vom dritten Kopf, der im September, also im
patagonischen Frühling, nach PARQUE DIANA kam, ein halbes
Jahr später im März, also im patagonischen Herbst, aus
vollem Halse mit, als wäre er in Argentinien und nicht in
Bayern gesetzt worden. Auch die Steinböcke haben die
jahreszeitliche Umstellung überstanden. Die nach
Jahreszeiten unterschiedliche Einwirkung der Sonne auf die
Hormonbildung ist auch biologisch erfahrenen Menschen noch
immer ein Wunder. Die Alpensteinböcke aus Bayern leben jetzt
bereits nach dem Jahreszeitenkalender Südamerikas, sie
brunften im Juni, also im patagonischen Winter, und setzen
ihre Kitze im Dezember, im südamerikanischen Frühling. Das
schwierigste Problem ist zunächst die Auseinandersetzung mit
den vierbeinigen Feinden, mit den Pumas, die ihnen ja
unbekannt sind. Hier niuß erst Erfahrung erworben werden. In
wenigen Jahren wird den vorsichtig gewordenen Steinböcken,
wenn sie steilste Hänge hinaufflüchten, kein Puma mehr
folgen können.
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Der Wisent |
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Wisent (Bison bonasus) -europäisches Urrind erhält neuen
Lebensraum |
Lutz Heck
über den Wisent
„Danach
schlug Siegfried schiere einen Wisent und einen Elch, starke
Ure viere, und einen grimmen Schelch."
so heißt es schon im Nibelungenlied. Seitdem aber ist dieses
herrliche Großwild Europas, das einst zahlreich seine Fährte
auch durch unser Vaterland zog, mehr und mehr verschwunden.
Der Mensch machte ihm den Lebensraum streitig und verdrängte
es von seinen Asungsplätzen in fast ganz Europa, bis es nur
noch im Urwald von Bialowiesce in Polen als kleine Herde in
völliger Freiheit überlebte.
Ein weiter Weg war es, bis es dahin kam. Unsere Vorfahren
schätzten den Wisent als Jagdwild sehr hoch; er stellte hohe
Anforderungen in den speertragenden Jäger, an seine
körperliche Gewandtheit, sein jagdliches Können und vor
allem an seinen Mut. Hat doch ein ausgewachsener
Wisent-Stier eine Widerristhöhe von 1,9o m und ein Gewicht
von nahezu 15 Zentnern. Aber erst, als die Feuerwaffen
aufkamen, wurde der Wisent nahezu ausgerottet. Der Mensch,
durch dessen Schuld es soweit kam, sah erst in letzter
Minute ein, daß es höchste Zeit wurde, dieses edle Großwild
vor der völligen Vernichtung zu bewahren, es zu hegen und zu
pflegen, damit sich noch viele Generationen an ihm erfreuen.
Als Lebensraum bevorzugt der Wisent (Bison bonasus L.)
Wiesenblößen, die von Wald und Buschwerk umwachsen sind.
Wenn er auch als Wildrind vorwiegend Grasfresser ist, so
benötigt es doch zusätzlich Blätter, Zweige, und
Rindenäsung. Mit Ausnahme der alten Stiere, die gern einzeln
ihre Wechsel ziehen, lebt der Wisent im Rudelverband. Die
Brunftzeit fällt in den September. Im Mai werden die Kälber
gesetzt.
Wie jedem Lebewesen haben die Kriege auch dem Wisent sehr
geschadet. Nach dem Ersten Weltkrieg schmolz der Bestand bis
auf kleine Gruppen in Mitteleuropa und im Kaukasus zusammen.
Den noch katastrophaleren Ausgang des Zweiten Weltkrieges
hat der Wisent erstaunlicherweise besser überstanden. Damit
man über den restlichen, nun noch lebenden Wisentbestand
jederzeit informiert ist, wurde die „Internationale
Gesellschaft zur Erhaltung des Wisentes" gegründet, die
ihren Sitz in Warschau hat und jedes einzelne Tier
registriert. Jeder auf der Welt noch lebende reinblütige
Wisent wird dort geführt. Geburt und Tod, sowie jeder
Bestandswechsel werden vermerkt. Zudem hat jedes Land noch
einen eigenen Zuchtbuchführer, der alle Veränderungen im
Wisentbestand seines Bereiches an die Zentrale in Warschau
weitermeldet. In Deutschland liegt die Zuchtbuchführung nach
dem Tod der um die Erhaltung des Wisent besonders verdienten
Frau Dr. Erna Mohr wieder beim Zoologischen Garten in
Berlin. Nach den neuesten Bestandsmeldungen beträgt die
Gesamtzahl der heute auf der Welt lebenden Wisente noch
etwas über 1ooo Stück, davon leben etwa 330 in West- und
ungefähr 66o in Ost-Europa.
Jeder Wisent hat seinen Namen, dessen Anfangsbuchstaben
verraten, aus welcher Zucht er entstammt. So beginnen die
Namen der Wisente aus der Hellabrunner Zucht mit HE; die
Tiere, die hier geboren wurden, heißen also Herzog, Herr,
Heile, Heidelinde und so fort. Tiere aus der berühmten Zucht
des Wildparkes Springe bei Hannover haben Namen wie Sperber
oder Span. Es ist nicht immer einfach, einen neuen Namen mit
den geforderten Anfangsbuchstaben zu finden. Nach 1945
wurden in West- und Ostdeutschland mehrere neue
Erhaltungsstätten gegründet, zum Beispiel bei Erbach im
Odenwald, wo der Wisent schon vor Jahrhunderten beheimatet
war, in Hellenthal, in der Eifel und auch am Müritzsee in
Mecklenburg. Ebenso werden in Österreich, bei Salzburg,
wieder Wisente gehalten. Obwohl durch die Gründung solcher
Erhaltungsstätten für den Wisent eine unmittelbare Gefahr
des Aussterbens gebannt wurde, so bleibt er doch weiterhin
ein sehr seltenes und auf besonderen Schutz angewiesenes
Wild, das durch Katastrophen, die nicht nur die Menschheit
alleine bedrohen, oder durch Seuchen leicht vernichtet
werden kann. Es ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen,
daß Generalkonsul Carl Adolf Vogel den Versuch unternommen
hat, dieses eindrucksvolle Großwild aus Europa nun auch auf
seinen Besitzungen in Argentinien einzubürgern. Der Wisent
trifft dort im Wildreservat PARQUE DIANA auf der Estanzia
Lago Hermoso auf annähernd die gleichen Lebensbedingungen
wie in seiner europäischen Heimat.
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Der
Virginia-Hirsch
Lutz Heck
über den Virginia Hirsch |
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Virginia - Hirschtiere mit Kälbchen, das Urbild des "Bambi" |
Lutz
Heck über den Virginia Hirsch
Schon im „Alten Brehm" steht über den Virginia-Hirsch (Odocoileus
virginianus L.) geschrieben: „Seine
weißgefleckten Kälber sind das zierlichste und lieblichste,
was man sehen kann!"
In neuerer Zeit hat Walt Disney dieses bestätigt, als er den
Virginia-Hirsch zum Vorbild für seinen weltberühmten „Bambi"
wählte. Erweitern sollte man diesen Begriff aber auch auf
das ausgewachsene Tier: Die
Virginia-Hirsche sind im wahrsten Sinne des Wortes die
leichtfüßigsten und elegantesten Hirsche auf der Welt.
Ihr auffallendstes Merkmal ist der große, unten hellweiß
gezeichnete Wedel, der dieser Tierart auch den zweiten, sehr
gebräuchlichen Namen, Weißwedel-Hirsch gab. Der leuchtende,
bei der Flucht aufgstellte Wedel bietet den nachfolgenden
Tieren ein sicheres Folgesignal.
Besonders geformt ist der prachtvolle Kopfschmuck des
männlichen Tieres. Das Geweih ist von hinten korbartig
vorgebogen, so daß die Enden als spitze Wehr nach vorn
zeigen. Das Geweih kann bis zu 28 Enden und bis zu 70 oder
gar 8o cm Auslage haben. Die ursprüngliche Verbreitung
dieses mit unserem Reh engverwandten Wildes erstreckt sich
vom nördlichen Nordamerika bis zum nördlichen Südamerika.
Bei einem derart weiten Verbreitungsgebiet haben sich
begreiflicherweise verschiedene Formen gebildet. So leben
die schwersten Tiere im nördlichen Teil der Vereinigten
Staaten, wo ein Hirsch bis zu 200 kg Wildpretgewicht haben
kann. Je weiter südlich der Hirsch vorkommt, desto kleiner
wird er. Bei einer Unterart auf den Inseln vor der Südküste
Floridas wiegt der ausgewachsene Hirsch nicht mehr als 3o
bis 4o kg. Die Brunftzeit ist selbstverständlich aufgrund
des weiten Verbreitungsgebietes sehr verschieden. Im Staate
New York fällt sie in die Monate Oktober und November.
Wie auch beim Reh sind Zwillingsgeburten nicht selten. Hin
und wieder kommen sogar Vierlinge zur Welt. Die Tragzeit
beträgt 200 bis 210 Tage. Nicht anders als unser
einheimisches Wild ist der Virginia-Hirsch ein
Feinschmecker. Nur das zarteste Gras und die feinsten
Blätter oder Zweige werden von ihm aufgenommen. Wildobst,
Beeren und Nüsse sind eine begehrenswerte und für den Aufbau
notwendige Zusatzäsung.
Obwohl der Bestand der Virginia-Hirsche dank der
ausgezeichneten amerikanischen Jagdgesetze nicht gefährdet
ist, kann man das Verdienst des Herrn Generalkonsul Carl
Adolf Vogel, diesem Wild auch in südlichen Regionen einen
Lebensraum gegeben zu haben, nicht hoch genug einschätzen.
Im PARQUE DIANA werden biologische, ökologische und
tierpsychologische Studien an diesem Wild betrieben, die
aller wissenschaftlichen Wildforschung von großem Nutzen
sein werden.
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Der Hirsch
"Milu
Cervus elaphurus Davidianus" |
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Ein Rothirsch aus der Zucht von Prinz Reusz Heinrich III.,
Mautern/Steiermark, vererbt seine Weltklassequalitäten dem
Nachwuchs im Parque Diana |
Dr.
Prinz Reusz e.h. über den Hirsch
1876 nennt
Möllendorff diesen Hirsch mit dem damals üblichen
chinesischen Namen „Sue-pu-sinn", was zu Deutsch heißt:
„Vieren ähnlich, aber nicht gleich". Er hat den Kopf vom
Hirsch, den Träger vom Kamel, die Füße von einer Kuh, und
den Schwanz vom Esel! So steht er vor uns, dieser
Fabelhirsch aus alten Zeiten, stammend aus China ... wer
weiß von wo, wer weiß von wann?
Der Hirschpark
Mautern in Steiermark erhielt 1961 seinen ersten Hirsch aus
Hellabrunn bei München, dann folgten zwei Tiere aus Woburn
Abby. Somit ist in Mautern der zweite Hirschpark neben
Woburn Abby, der diesen fast ausgestorbenen Hirsch hält. Das
Rudel ist durch Geburten inzwischen bis 1968 auf sechs Stück
angewachsen.
Der Milu ist ein
in sozialen Gruppen beider Geschlechter lebender Hirsch,
erst ab gewissem Alter bildet er „Herrenclubs", wie diese
vom Rothirsch bekannt sind. Sein sehr rasches Wachstum und
die frühe Setzzeit, Ende April bis Anfang Mai, lassen die
Kälber im Winter schon fast volle Körpergröße erreichen.
Kaum ist die Setzzeit vorbei, ist der Hirsch schon in seinem
schönen roten Sommerkleid, mit weißen Läufen und der typisch
gezeichneten Gesichtsmaske. Die Tiere verfärben bis Anfang
Juni zum Brunftbeginn. Die Hirsche kämpfen sich schon vor
der Brunft ihre Territorien aus. Die Tiere stehen in großen
Rudeln, die Kälber bilden ebenfalls sehr große Rudel, auf
die wenige ältere Führertiere achten. Es ist imposant in
Woburn Abby einen alten starken Hirsch am Anfang der Brunft
allein in hundert Tieren zu sehen. Dann splittert sich das
große Rudel auf.
Die Verkreuzung
mit Cervus elaphus elaphus ist in Zoo's gelungen. In
Wildparks verkreuzt sich der Hirsch nicht, wohl zeigt er
Brunftnervosität, wenn die Rothirsche brunften. Diese
umgekehrt interessieren sich in ihrer Kolbenzeit (Juni) gar
nicht für brunftige Milutiere. Nach unserer Meinung in
Mautern handelt es sich bei dem Milu um ein kältegewohntes
Bergtier. Die kurzen Ohren, das dicke Winterfell, der die
Genitalien quastig gegen Kälte schützende Schwanz und die
hohen Läufe haben uns gezeigt, daß der Milu weit besser
imstande ist, die Winter bei uns (Tauernostausläufer mit
über 20 Grad minus und 1,50 bis 2 in Schnee) zu überleben
als der Rothirsch.
Es konnte nie
beobachtet werden, daß in der Sommerzeit die Milu sich
ähnlich dein Rotwild tief in das Wasser stellen; wohl aber
gehen sie baden. Im Haarkleid bestehen Unterschiede zu dem
Wild von Woburn Abby, auch scheint die Ausbildung der
Geweihe in Mautern früher fertig zu sein. Abwurfzeit ist der
Dezember.
Die Tiere werden
offenbar erst mit dem dritten Lebensjahr brunftig. Wie lange
sie fruchtbar sind, können wir nicht angeben. Bei den
Hirschen mutiert die Geweihbildung. Wir kennen solche mit
sehr vielen Enden an der Rücksprosse und ebenfalls drei bis
vier Enden an jeder Vorsprosse. Es scheint aber Typen zu
geben, die sich weniger auf Endenbildung hin als auf starke
Stangen entwickeln. Es ist sehr schwer, nach
Zoobeobachtungen etwas über diesen sehr sensiblen Asiaten
auszusagen, da von dort verschiedene Fälle einer zweimaligen
Geweihbildung innerhalb von zwölf Monaten bekannt sind.
Probleme sozialer Ordnung scheinen erst bei Rudeln mit über
sechzehn Stück aufzutreten und dann einen großen Rahmen
einzunehmen.
Die Milu sind
sehr gute Futterverwerter und werden leicht überfettet. Auch
dieser Umstand läßt vermuten, daß es sich um ein Bergtier
handelt. Aus dem Bericht von 1876 wissen wir, daß
verschiedene Fürstlichkeiten in China den Milu als Park- und
Jagdhirsch hielten. Es ist deshalb nicht möglich, ohne
weiteres aus Funden auf sein bodenstündiges Vorkommen zu
schließen.
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